Der Jeck auf dem Moselsteig

Los ging es am Montag dem 01.07.2019 mit dem Motorrad bis Trier zum Hauptbahnhof. Vor dort mit der Regionalbahn in Richtung Frankreich zum Ausgangspunkt.

Ausstieg nach 45 Minuten in Palzem. Die restlichen 12 km bis Perl (Beginn Moselsteig) bin ich dann bei prallem Sonnenschein immer entlang der Mosel gelaufen.

Im Zielort angekommen (das Hotel konnte ja eigentlich nicht mehr weit sein) war der Durst so groß, dass ich erstmal in einem netten Biergarten direkt an der Mosel Rast gemacht habe.  

Eigentlich wollte ich die 4 Tage ohne einen Tropfen Bier absolvieren. Die Wirtin hatte ein hübsches Lächeln und groß "Bitburger" auf ihrer Schürze stehen, so dass mein Geist zwar willig, mein Körper jedoch schwach geworden ist.

Und dann noch der letzte Kilometer bis zum Hotel: ohne Navi verlaufen und mal eben 2,5 km mit einem Höhenunterschied von 100 m bewältigen müssen!

Am Dienstag um 07:30 Uhr habe ich die erste Etappe wieder zurück nach Palzem in Angriff genommen.

Ich bin extra so früh los, weil die ersten 3 km insgesamt 150 Höhenmeter beinhalteten! Dieses Teilstück gemeistert, fühlte ich mich wie ein Weltmeister! Doch bis zum Ziel waren es noch 18 km!

Nach einem Drittel der Strecke dann die erste Trinkpause - ein halber Liter Wasser lief durch mich durch wie Nichts! Ich hätte mich dabei nicht hinsetzen dürfen, denn bei den ersten Schritten des weiteren Weges sagten mir meine Füße freundlich Hallo!

Jeder neu bewältigte Kilometer wurde von mir und meinen Füßen begeistert bejubelt. Ich wusste, dass die letzten 5 km nur bergab gehen würden. Doch selbst dies hat meinem Leiden keine Abhilfe beschert!

Völlig erschöpft kam ich nach etwas mehr als 5 Stunden in meinem am Zielort gebuchten Hotel an. Ich konnte zum Glück sofort auf mein Zimmer, habe alle Sachen von mir geschmissen und mich sofort aufs Bett geworfen. In so einem Zustand weiß man so ein Bett wirklich zu schätzen!

Abends dann auf der herrlichen Sonnenterrasse mit Blick auf die Mosel gesessen und lecker gegessen.

Dicke Blasen unter den Füßen und Schmerzen bei jedem Auftreten ließen mich nicht unbedingt optimistisch an den nächsten Tag denken. Aber die Tatsache, dass es nur 16 km bis nach Nittel sind, ließen zumindest noch ein paar optimistische Gedanken bei mir aufkommen.

Tags darauf, Mittwoch den 03.07.2019, stieg ich mit großer Vorsicht aus meinem Bett um die Reaktion meiner Füße nicht provozieren zu wollen. Und tatsächlich, ich konnte auftreten, duschen und zum Frühstück gehen, ohne laute Schmerzlaute von mir zu geben! Wenn das mal keine guten Vorzeichen waren!

Voller Motivation (naja ) ging es dann um kurz nach 9 Uhr los auf die zweite Etappe des Moselsteigs. Ich bin ja schlau und wollte mich schonen, deshalb habe ich es langsam und mit kleineren Schritten angegangen. Doch kleinere Schritte bedeuten mehr Schritte - und das hat meinen Füßen überhaupt nicht gefallen! 

Nach etwa 5 km lief ich auf einen Ort mit einer großen Kirche zu. Mein erster Gedanke: Santiago de Compostela!!!! Das hat meinem Geist und meinem Körper gesagt: Ziel erreicht – mehr geht nicht mehr! 

Dann habe ich mich noch bis nach Wincheringen zum nächsten Bahnhof geschleppt. Die Bahn hat mich dann freundlicherweise innerhalb von 4 Minuten bis zu meinem Zielort nach Nittel gebracht.

Abends noch Frustbier getrunken und am nächsten Morgen ging es dann mit dem Zug nach Trier und von dort mit dem Motorrad zurück nach Aachen.

FAZIT: Niemals mehr unfit in eine größere Wanderung!