Ein Alptraum im Schach
Nach etwa einem Jahr meiner 2. Schachkarriere fühlte ich mich schon in meinem Schachspiel wesentlich verbessert. Bei einem Kneipenbesuch wurde ich dann von einem anderen Gast angesprochen, ob ich Lust auf eine reale Partie um ein Glas Bier hätte. Ich dachte mir, so ein Glas Bier ist leicht zu verdienen und es wurde das Holz-Schachspiel hinter der Theke hervorgezaubert.
Mein Gegner überliess mir die weissen Figuren und ich begann siegessicher das Spiel. Nach nicht ganz 2 Minuten und etwa 10 Zügen sah ich mich einer ziemlich aussichtslosen Situation auf dem Brett gegenüber. Ich gab auf und bestellte dem Gewinner sein Siegerbier. Er fragte mich, ob ich denn Lust hätte, die Partie weiterzuspielen – allerdings würde er mit meinen weissen Figuren weiterspielen. Natürlich stimmte ich sofort zu und freute mich, ihn jetzt mit meiner aussichtslosen Figurenstellung schlagen zu können. Es dauert erneut keine 2 Minuten und er hatte das Spiel mit meinen weissen Steinen gedreht, Übergewicht erhalten und mich zur Aufgabe verleiten lassen. Auch dieses Bier habe ich ihm alleine aus Respekt gerne bezahlt.
Doch was dann folgte, wird mir leider bis zu meinem Lebensende in Erinnerung bleiben. Er wollte mit meiner, mich zur Aufgabe getriebenen Situation, weiterspielen. Ich stimmte zu, da ich diesmal feste davon überzeugt war, dass diese Partie nicht mehr zu gewinnen sei. Es kam, wie es kommen musste: auch dieses Spiel wurde schnell von mir verloren und es folgten mindestens noch 2 weitere Niederlagen, die allesamt aus meinen verloren geglaubten Partien entstanden sind.
Danach offenbarte sich mein Gegner und teilte mir mit, dass er wohl zu den stärksten Schachspielern in Aachen gehören würde und er auch schon gegen internationale Schachspieler angetreten sei. Das hat mich zwar über meine Niederlagen ein wenig hinweg getröstet, aber mir wurde bewusst, dass mein Weg „nach oben“ noch ganz schön weit ist.
Bis dahin hatte ich lediglich Schach gespielt und gehofft, dass mein Spiellevel dadurch irgendwann von alleine besser wird. Doch dieses Erlebnis, so frustrierend es auch für mich gewesen ist, hat mich dann dazu verleitet, auch mein theoretisches Wissen über Eröffnungen, Taktik und Strategien zu verbessern.
